Mittwoch, 6. April 2011

Kompakt: Die politische Lage

Der Kontinent brennt. Die aktuellen Ereignisse in Gesamtafrika machen auch in Burkina nicht halt. Zwar erreichen sie nicht ein solches Ausmaß, wie in manch anderen Staaten, aber auch die Burkinabé bringen erstmals ihre Unzufriedenheit über die korrupten Machenschaften des Staates zum Ausdruck. 

Auslöser war der gewaltsame Tod eines Schülers in der Stadt Koudougou. Der Schüler hatte eine Affäre mit der Freundin eines Polizisten, der ihn daraufhin so verprügelt hat, dass er wenig später an seinen Verletzungen gestorben ist. Die Regierung behauptete jedoch der Schüler sei an Meningitis gestorben. Diese Vertuschung erzürnte die Schüler und sie haben mit Demonstrationen und leider auch gewaltsamen Ausschreitungen begonnen, um ihrem Unwillen Gehör zu verschaffen. 
Die niedergebrannte Polizeistation in Yako


In den folgenden Tagen kam es auch in mehreren anderen Städten zu Demonstrationen, die leider größtenteils mit Ausschreitungen und Niederbrennungen von Polizei und Regierungsgebäuden endeten. Die Regierung beschloss, um weitere Versammlungen von Schülern zu vermeiden, die Schulen vorerst zu schließen. Dies hatte zur Folge, dass tausende Schüler wochenlang auf den Wiederbeginn der Schule warteten. Schließlich beschloss die Regierung die Frühlingsferien zu streichen, um weiteren Unterrichtsausfall zu verhindern. Außerdem wurden sämtliche Prüfungstermine zwei Wochen nach hinten verlegt. 

Dann jedoch flammten neue Probleme auf: Das Militär, das zum Schutz eines Krankenhauses eingesetzt war, verletzte einen Krankenpfleger schwer am Kopf, was einen Streik des Krankenhauspersonals landesweit zur Folge hatte.

Dann begann das Militär ein nur schwer nachvollziehbares Aufgebot. In verschiedenen Städten des Landes rückten sie in die Innenstädte vor und machten mit Luftschüssen und Panzern der Bevölkerung Angst. Ziel war es  (zu Recht) verurteilte Kameraden aus den Gefängnissen freizupressen. Außerdem plünderten sie Boutiquen und Tankstellen. Während die Regierung zunächst nur zusah und die Gefangenen freiließ, verhängten sie dann eine Ausgangssperre von 21.00-6.00, was die gewünschte Ruhe verschaffte.

Doch auch andere Ereignisse, wie die Niederbrennung der Universitätsbibliothek; der Streik der Justiz gegen die mangelnde Akzeptanz des Rechtssystems von Bevölkerung und Militär und die Proklamation des Oppositionsführers Bénéwendé Stanislas Sankara, Blaise Camporé zu stürzen, zeigen,  wie sehr es im Land brodelt.  

Auch wenn Burkina offiziell eine Demokratie ist, bezeichnen die Burkinabé den Präsidenten Blaise Camporé, der seit 24 Jahren an der Macht ist, als Diktator. Die Wahlen und die Regierung sind korrupt. Das Land ist eines der ärmsten Länder der Welt und mit dem Anstieg des Bildungsstandards steigt die Unzufriedenheit der Bevölkerung über die Machenschaften der Regierung.

Heute hat man wohl erneut die Schulen für 3 Tage geschlossen. Für den 8.April sind landesweite Demonstrationen gegen das Schulsystem und auch gegen den ständigen Anstieg der Lebensmittelpreise angekündet.

Wie ihr seht: Es brodelt auf sämtlichen Ebenen!
Da bleibt nur eins: Betet! Für Burkina; für die Menschen; für Weisheit und Frieden!

Dienstag, 5. April 2011

Flughafen-Gedanken

Beim Schreiben dieses Eintrages sitze ich jetzt schon am Flughafen in Paris und warte auf meinen Anschlussflug. Die letzten Tage in Burkina sind wie im Flug  vergangen. 

Zuerst habe ich an einer 4-tägigen Schulung von Campus für Christus teilgenommen und das war echt eine super Zeit. Das Team, das von Ouaga gekommen ist, hat jede Menge Ideen und Impulse mitgebracht. Neben einigen Einheiten zu Evangelisation und derer Nacharbeit haben sie den Kindern einen ganz hohen Stellenwert gegeben. In der Kirche hat man sonst immer ein wenig das Gefühl, dass diese als störend empfunden werden. Das Team hat aber ganz klar gemacht, welchen hohen Stellenwert Jesus den Kindern zugemessen hat und wie prägend die Kindheit für das ganze Leben ist… Das fand ich sehr ermutigend und ich hoffe, dass die Leute immer mehr begreifen, wie wichtig Kindergottesdienst oder ähnliches sind.
Zum Schluss der Schulung hat jeder ein Diplom bekommen und weil sie meinen Namen nicht richtig aussprechen können, wurde ich spontan zu Ouedraogo umbenannt, einem Familiennamen, den ungefähr ein Drittel der Menschen in Burkina trägt. Warum den auch nicht ; )

Dann haben wir noch die Wände der Babyräume geschrubbt. Eigentlich wollten wir sie auch streichen, aber nachdem sie sauber waren, haben wir gemerkt, dass wir uns diesen Aufwand sparen können. Was so ein wenig putzen alles ausmacht…

Die politische Lage in Burkina ist noch immer angespannt. Im Laufe der letzten Woche kam es in mehreren Städten zu Ausschreitungen seitens des Militärs. Sie verlangten die Freilassung von (zurecht) verurteilten Soldaten und haben mit Luftschüssen und Plünderungen den Autoritäten und der Bevölkerung Angst gemacht. Deswegen hat die Regierung diese Woche auch eine Ausgangssperre verhängt- von 21.00 bis 6.00- und es war echt erstaunlich, wie ruhig die Stadt plötzlich war. Zwischenzeitlich war deswegen auch nicht klar, ob mein Flug wie gewohnt fliegen kann. Aber er wurde einfach 2 Stunden nach vorne verlegt und wir haben diese 2 Stunden im Flugzeug wartend am Flughafen von Benin verbracht…

Aufgrund der unsicheren Lage war auch jeden Tag auf Neue nicht klar, ob die Schule wie gewohnt weitergehen wird. In Yako jedoch ging der Schulalltag weiter und ich habe die Möglichkeit genutzt doch noch am Deutschunterricht an der Schule teilzunehmen. Der Lehrer ist echt gut und er wählt gute Themen, wie die Stellung der Frau, Armut und Beschneidung...und er war besser über die aktuelle politische Lage in Deutschland informiert, als ich- peinlich!

Der Abschied ist mir dieses Mal gar nicht so schwer gefallen. Ich glaube, dass liegt auch daran, dass inzwischen die meisten eine Emailadresse oder Facebook haben und klar ist, dass wir so in Kontakt bleiben können. Freitagabend haben wir noch einmal als komplette Familie zusammen gegessen und mit ein paar Freunden Tee getrunken. Das war echt nochmal schön. Am Samstagmorgen ging’s dann nach Ouaga. Kurz vor Abfahrt zum Flughafen hab ich dann noch mit Erschrecken festgestellt, dass ich meine Schuhe in Yako hab liegen lassen und so hab ich mir dann noch schnell ein neues paar Schuhe gekauft…Ein Glück, dass die Preisklasse ein wenig anders ist ; )

Mein schönstes Abschiedsgeschenk neben jeder Menge ermutigender Briefchen: Die Frau des Pastors ist schwanger. Das hat mich riesig gefreut und ist gleichzeitig ein Gebetsanliegen, denn sie hat gerade für 2 Tage mit Malaria im Krankenhaus gelegen. 

Betet bitte auch für die politische Lage in Burkina Faso, dass die Verantwortlichen weise Entscheidungen im Sinne der Bevölkerung treffen. Und dass die Bevölkerung und vor allem das Militär begreifen, dass sie sich an die bestehenden Rechtsbestimmungen halten müssen. Die Schüler müssen die nächsten Tage noch jede Menge Arbeiten schreiben und ihr könnt beten, dass sie sich auf’s Lernen konzentrieren können und sich nicht von der ständigen Ungewissheit aus dem Ruder bringen lassen, sondern gute Leistungen erbringen. 

Also denn, ich hoffe, dass es in Deutschland nur halb so verregnet ist, wie hier in Paris ; )
Ganz liebe Grüße und Gottes Segen euch! Vielen Dank für euer Mitverfolgen und Mitbeten!
Sarah

Dienstag, 22. März 2011

so dies und das

Im Waisenhaus ist es gerade echt ruhig- zu ruhig. Es sind nur 6 Kinder und die Babys da. Deswegen haben wir beschlossen mit ihnen frühstücken zu gehen: Milchkaffee und Sardinenbrot. Das lieben die Burkinabé. Unglücklicherweise sind dann aber die Sardinen ausgegangen und so musste ich leider mit einem einfachen Baguette vorlieb nehmen ; ). 

Den Rest vom Tag habe ich dann damit verbracht Babyklamotten auszusortieren und zu ordnen. Muss auch mal sein… Heute Morgen hab ich mich dann mit dem Bus nach Ouaga aufgemacht, damit ich mich online bei meinen Kursen für’s nächste Semester einschreiben kann. Es ist vollbracht und nun sitze ich zur Abwechslung mal wieder unter einem Mangobaum und warte nur darauf morgen früh wieder nach Yako zurück zu fahren. 

Zur Schulsituation: Die Regierung plant am 28.3. wieder mit dem Unterricht zu beginnen. Man hört jedoch schon wieder, dass einige Demonstrationen geplant sind. Die Verantwortlichen dafür sind größtenteils die Schüler, die dieses Schuljahr vermutlich eh nicht bestehen würden und denen es gerade Recht wäre, wenn die Schulen für das restliche Schuljahr geschlossen würden. Die meisten anderen wollen das Schuljahr jedoch beenden und wir hoffen und beten, dass das auch der Fall sein wird. Wenn jedoch am 28. gestreikt wird und es wieder zu Ausschreitungen kommt, ist auch gut möglich, dass das Militär eingreift und was das bedeutet, ist nur schwer einschätzbar. 

Bis dahin werden wir aber von morgen bis Sonntag eine Schulung für Evangelisation in unserer Kirche haben, an der ich auch teilnehmen werde. Ich bin mal gespannt, was mich dort erwartet und es wird sicherlich herausfordernd werden.

Und in 10 Tagen werde ich dann schon wieder nach Deutschland zurückfliegen. Aber bis dahin genieße ich die Wärme, die Zeit mit meinen Freunden hier und bin gespannt, was Gott die Tage noch mit mir vorhat. Wünsch euch Gottes reichen Segen!

Dorfleben die zweite


Samstag und Sonntag habe ich 2 weitere Tage mit einer Freundin im Dorf verbracht. Das Dorf liegt ungefähr 40 Kilometer entfernt und weil es ziemlich abgeschieden ist, sind wir mit dem Moto hingefahren. Den Samstag haben wir fast komplett auf der Hochzeit von ihrem Cousin verbracht. Wir waren schon früher da und so habe ich so ein wenig von den Hochzeitsvorbereitungen mitbekommen. Eins ist sicher: Die laufen vielleicht ein wenig entspannter als bei uns, aber das Hochzeitspaar ist mindestens genauso aufgeregt. Der Gottesdienst ging um die 4 Stunden. Er war aber ein wenig anders als sonst, weil die Feier in einer anderen Gegend und außerdem in einer apostolischen Kirche stattfand. Anschließend gab es dann für alle Essen. Wir saßen bei den Pastoren…naja, für einige Minuten, bis wir gemerkt haben, dass niemand da war, der das Essen und Trinken austeilt- den Job haben dann spontan wir übernommen. Zum Schluss war jeder gut versorgt- außer uns, wir haben bis auf Zoom-Koom, ein traditionelles Hochzeitsgetränk, und einen Kaffee nichts mehr bekommen. Und so haben wir, als wir schließlich mit dem Moto, dessen Vorderlicht leider nicht funktionierte, bei meiner Freundin zu Hause angekommen waren, erstmal angefangen zu kochen. Weil, um dem Besucher Ehre zu erweisen, bei einem Essen das Fleisch nicht fehlen darf, mussten wir erstmal noch ein Huhn schlachten und zubereiten. Um 22 Uhr haben wir dann schließlich gegessen. 

Am Sonntagmorgen waren wir dann im Gottesdienst in der Kirche ihres Vaters. Ich weiß nicht, ob die Mitglieder besonders singfreudig waren, weil wir zu Besuch waren, oder ob das dort immer so ist, aber sie haben geschlagene 2,5 Stunden gesungen! Um die 12 Einzelbeiträge, 6 verschiedene Chöre, gemeinsame Lieder,… und dann kam die Predigt. Leider war es nicht der Pastor, der gepredigt hat, sondern ein Gemeindemitglied und meine Freundin raunte nur neben mir: Wenn der predigt, wird es schlimm. Naja, er hat sich dann doch relativ kurz gehalten. 

In der schönsten Mittagshitze haben wir uns nach dem Mittagessen auf den Heimweg gemacht, weil wir noch zur Chorprobe gehen wollten. Naja, hätte da nicht unser Moto gestreikt. Rund 10km vor dem Ziel haben wir deswegen eine Pause unter einem Baum eingelegt und gewartet bis Ruth uns mit unserem Truck abholt (nur kurz erwähnt: das Moto lief später wieder. Man sollte nur wissen, welchen Knopf man zu drücken hat ; ) ups)

Beim gemeinsamen Essen am 8.März...

Beim Goldwaschen unterm Mangobaum

wunderschöne Felsen in Banfora

Das Dorfleben


Zunächst: Tut mir leid, dass ich euch nur so selten News geben kann. Die INternetverbindung ist echt Katastrophe...Dieser Eintrag ist von letzten Donnerstag:

Nach drei Tagen melde ich mich aus dem Dorf zurück. Ich hatte eine super Zeit mit der Familie eines Mädchens aus dem Waisenhaus. Am Dienstagmorgen hab ich mich mit einem unserer Jugendlichen mit dem Rad auf den Weg gemacht. Im Dorf angekommen, habe ich erst mal alle möglichen Leute gegrüßt und dann haben wir einen anderen Jugendlichen unseres Waisenhauses an seinem Arbeitsplatz besucht. Im Schatten von einigen prächtigen Mangobäumen wäscht er, sofern er im Dorf ist, Gold aus und versorgt mit dem Gewinn seine Familie und erwirtschaftet die Schulgebühren für seine Geschwister. Anschließend haben wir den Pastor gegrüßt. Leider standen wir beide wieder einem altbekannten Problem gegenüber: der Sprache…Es gibt nichts deprimierendes als zu wissen, dass man einer wundervollen Persönlichkeit gegenübersitzt, aber es nicht möglich ist, sich richtig zu unterhalten. Naja, ich muss halt doch richtig Moore lernen ; )

Nach dem Mittagessen haben wir Mädels uns erstmal eine Sieste unter den Mangobäumen gegönnt. Das hatte ich bitter nötig und bei den Temperaturen, die wir hier gerade haben, kann man eh nichts anderes tun. 

Gegen Abend haben wir dann noch die Mutter einer unserer Jugendlichen besucht. Ein wenig zu seiner Geschichte: Sein Vater ist seit Jahren psychisch krank und seine Mutter ihn und die Kinder daraufhin verlassen und sich wiederverheiratet. Er selbst ist bei seinem Vater aufgewachsen und hat sich mehr oder weniger selbst durchgeschlagen. Obwohl keiner seine Schulgebühren bezahlt hat, hat ihm der Lehrer erlaubt den Unterricht zu besuchen. Als er die Grundschule abgeschlossen hatte, hat der örtliche Pastor hier im Waisenhaus, um Hilfe gebeten und seitdem lebt er hier. Dieses Jahr wird er vermutlich sein Abitur machen und würde danach gerne Jugend mit einer Mission machen…

Am nächsten Morgen haben wir uns - diesmal glücklicherweise mit dem Moto- auf den Weg gemacht und Marcel, einen anderen Jugendlichen aus dem Waisenhaus, in seinem 4 Kilometer entfernten Dorf besucht. Ich hab den Kindern dort Luftballons mitgebracht. Obwohl der Großteil aufgrund der Hitze zusammengeschmolzen war, hatten sie jede Menge Spaß damit.

Den Nachmittag haben wir wieder unter den Mangobäumen verbracht und einfach nur gequatscht. Und es ist schön, einfach nur gemütlich dasitzen  zu können, ohne den Druck eigentlich was arbeiten zu müssen! Abends waren wir dann noch in der Kirche… Als der Gottesdienst schließlich losging, war der Prediger immer noch nicht da und so hat ein anderer spontan gepredigt. Was nicht unbedingt von Nachteil war, weil wir somit einen eine geschätzte Dreiviertelstunde kürzeren Gottesdienst hatten und eine längere Nacht auf unseren Matten unter freiem Sternenhimmel genießen konnten. 

Am Donnerstagmorgen wollte ich dann eigentlich nach Yako zurück, aber der Plan hat sich mal wieder geändert. Ein Freund hat mich gebeten, seine Familie zu besuchen und da konnte ich nicht nein sagen. Im Dorf angekommen stellte sich heraus, dass sie gerade ein Pastorentreffen in ihrer Kirche hatten und zum Gottesdienst waren alle eingeladen. Um es kurz zu machen: nach einigen Stunden Gottesdienst, einem leckeren Essen und 3 Hühner und einem Pentade später (Ich bin inzwischen bei 6 Hühnern und einem Pentade angelangt!) bin ich gegen 17.30 mit meinem persönlichen Mototaxi in Yako angekommen.