Theoretisch gibt es die auch in Kissidougou, dem Ort meiner Einsatzstelle in Guinea allerdings sieht man das da zumindest bei Weißen nicht so wild. Und so passiert es dann auch, dass man nach einem freundlichen Smalltalk mit den Wächtern und dem Gefängnisleiter gemütlich mit seiner Tasche ins Gefängnis spaziert, um die Inhaftierten zu besuchen. Nur gut, dass ich nichts Böses im Sinn hatte, sondern nur die Mädchen und Frauen besuchen und ein wenig unterstützen wollte.
Einige Wochen nach dem ich in Guinea angekommen war, wurde in der Stadt ein junger Mann nachts erschossen, worauf es zu Ausschreitungen kam, auf dem Markt randalliert wurde etc. Im Zuge der Ermittlungen wurden die 3(!) FreundInnen sowie einige Mitschüler des Ermordeten ins Gefängnis gebracht. Man sagte uns, im Falle der Mädchen sei das zunächst eine Art Schutzhaft, denn so aufgebracht, wie die Bevölkerung war, könne man da für nichts garantieren. Es wäre durchaus möglich, dass Selbstjustiz geübt wird.
Ok, dachten wir, das kann ja dann nur eine Sache von ein paar Tagen sein... Aber weil die Missionarin, bei der ich war, eh schon ein Nähprojekt mit den Frauen im Gefängnis hatte, dachte ich, gehe ich mal mit und besuche die Mädchen. Und daraus ergab sich, dass ich regelmäßig ins Gefängnis gegangen bin, um die Mädchen zu besuchen, für sie da zu sein und sie zu ermutigen. Denn aus der kurzen Untersuchungshaft wurde aufgrund von Verzögerungen bei den Ermittlungen dann insgesamt fast 8 Monate - denn selbst als ich aus Guinea wegging, waren die Mädchen noch nicht frei!
Die Mädels und Frauen im Gefängnis - bis auf eine sind sie nun alle wieder frei =) |
Bei meinem letzten Besuch im Gefängnis haben wir mit allen Gefangenen einen Film geschaut... so einer, der zum Nachdenken anregt ;) Das war echt schön und eine gelungene Abwechslung für die Inhalftierten.
Viele von ihnen sitzen schon seit Monaten ohne Verurteilung im Gefängnis. Einige von ihnen sind unschuldig, andere haben vielleicht ihre eigentliche Haftzeit schon überschritten. Tja, und manchen geht es unter Umständen im Gefängnis besser als draußen, weil sie dort zumindest eine zweimal am Tag etwas zu essen bekommen... Denn obwohl Gefängis wohl nie eine gute Sache ist, der Gefängnisleiter und der Hauptwächter meinen es echt gut mit den Gefangenen und ja, ich glaube man könnte sie durchaus als Sozialarbeiter bezeichnen ;)